27. November 2010

Und aufeinmal ist da die Urne

Hätte ich so nie gedacht, aber anscheinend empfinden Trauernde ein komisches Gefühl, wenn sie ihren geliebten Verstorbenen als Urne sehen.

Als mein Schwiegervater starb verneinte ich die Konfrontation mit ihm als Toten im Krankenhaus. Viel zu aufwühlend war meine erste Trauererfahrung. Eigentlich freute ich mich fast auf die Beerdigung, da ich dachte, dass ich dort anfangen könnte zu trauern. Als ich jedoch diese Trauerhalle am Friedhof betrat und eine abstrakte, kleine Urne sah, war es mir unmöglich diese mit meinem Schwiegervater  zu verbinden.

Diese Urne, ein kleines Ding, schwarz, auf einem kleinen Podest sehend machte mir Angst. "Das bleibt also von einem Menschen übrig?" Man ist ein kleiner, schwarzer Punkt. Angst, sogar Wut, aber auch Irritation machte sich bei mir breit. Und ab da empfand ich die Trauerfeier schon fast als entwürdigend. Diese blöde Aufstellung, die man sich in einem Katalog beim Bestatter aussuchen konnte, machte mich wütend. Diese leeren Worte vom Pfarrer, eigentlich sollten WIR da vorne stehen und reden. Nein, wir saßen nur da und konnten nichts anderen als Weinen. Betäubt von der mangelnden Abschiednahme konnten wir auch nicht mehr als nur zu heulen.

Ja, aufeinmal ist die Urne da und man hat irgendwie keine materielle/anfassbare Verbindung mehr zum Menschsein.